BTNR 1731

Josie
ist seit einigen Monaten in einer Pflegestelle, weil Vermittlungen immer wieder daran scheiterten, dass Josies "Päckchen" unterschätzt wird. Die 2-jährige Malinoishündin ist fürchterlich süß und kuschelig, wenn man mit ihr auf dem Sofa sitzt. Die hübsche Hündin hat aber durch Deprivationsschäden große Probleme mit der Umwelt und hat mit einer Mischung aus mal lähmender, mal panischer Angst und kribbeliger Malinois-Energie voller Tatendrang zu kämpfen – mit Aggression gegen Menschen hat sie hier noch nie reagiert. Nur bei Hunden kann die sehr sozialverträgliche Hündin auch mal ne kleine Ansage machen. Ressourcen wie Futter oder Spielzeug schnappt sie gerne mal blitzartig weg, da muss der andere Hund schon starke Nerven haben. Mit Katzen, Hühnern, Minischweinen und anderen Tieren hat sie bisher keine Probleme und meidet direkten Kontakt. Josie stolpert höchstens mal drüber, weil sie meist viel zu sehr mit sich selbst (und dem heiß geliebten Dummy) beschäftigt ist. Anfangs war Josie so gefangen in ihrem eigenen Kopf, dass sie kaum denken konnte. Wollte man etwas von ihr, so erstarrte sie in ihrer Überforderung und wagte kaum zu atmen. Ließ man sie in Ruhe, lief sie ununterbrochen im Kreis – immer gegen den Uhrzeigersinn. Nervös hechelnd, immer zum zerreißen gespannt. Nicht in der Lage, von alleine zu stoppen. Spazieren gehen? Panik. Kreiseln. Explosionsartige Fluchtversuche. Überforderung. Aber nie Aggression oder der Versuch sich durch etwas anderes als Flucht oder Einfrieren gegen die Welt zu verteidigen. Zu Beginn war Josie draußen auch zu angespannt, um sich zu lösen, das ging nur im Haus, wenn genug Ruhe eingekehrt war… Mittlerweile könnte man Josie fast mit einem „normalen Hund“ verwechseln, wenn man sie auf dem Hof sieht. Sie liebt die Arbeit mit ihrer Beißwurst: die beste Belohnung, die man ihr geben kann, ist ein Zerrspiel damit. Sie sucht, apportiert, wartet, macht Sitz und Platz, sucht Nähe und will ganz eng bei ihrer Bezugsperson sein… Bis sie wieder gedanklich auf sich selbst gestellt ist, dann läuft sie wieder ewige Kreise, bei denen aber mittlerweile immerhin die Schranken im Kopf oben bleiben, sie ihre Umwelt weiter wahrnimmt und sogar mal ihre Stereotypie unterbricht, um z.B. zu schnüffeln. Auch im Haus fällt es ihr immer leichter von alleine zur Ruhe zu kommen – wenn man anfangs das schön nervige Trippelgeräusch von Kreisel-Josie nicht hörte, hatte sie sich wahrscheinlich gerade Sachen zum Zerpflücken gesucht. Viel Zeit und Nerven später ist das Verhalten noch vorhanden, aber deutlich abgeschwächt, Josie kann entspannen und die Einrichtung bleibt meist heil. Spazierengehen ist noch immer die größte Herausforderung. Mit Autos kommt Josie schon recht gut zurecht, prasseln aber zu viele Dinge auf einmal auf sie ein – die Bahn fährt im Hintergrund vorbei, der Weg ist neu, eine Autotür knallt – übermannt sie schnell die Panik. Staffordshire-Hündin Talvi war auf der Pflegestelle vor allem zu Beginn eine große Stütze für Josie. Sie lässt sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen und lebt vor, wie man faul auf dem Hof dösen oder entspannt in den Kofferraum hüpfen kann. Gleichzeitig powert sie Josie im ausgelassenen Spiel auch mal richtig aus und bremst sie, wenn es zu wild wird. Für Josie suchen wir nun also DAS Zuhause: sicher eingezäunter Garten, ländlich(!), Bock auf Malinois-Energie mit Extra-Herausforderung, unendliche Geduld, bestenfalls entspannter Ersthund und Motivation wirklich viele Nerven zu investieren, um diese fürchterlich süße, nette, verhaltensgestörte Hündin sicher durch die große Welt voller Überforderungen zu führen. Mittlerweile fährt Josie entspannt im Auto mit (zu Beginn konnte man sich Autos noch nicht einmal nähern, ohne als Resultat panische Fluchtversuche zu bekommen) und kommt mit zur Arbeit, also ins Tierheim, was für sie leider nicht so ideal ist. Besser geht es ihr, wenn sie zu Hause bleiben kann.

Standort: 37154 Northeim

Wir möchten darauf hinweisen, dass die Beschreibung des Hundes ohne Gewähr ist. Text wurde nicht von der „Malinois Hilfe Deutschland e.V.“ verfasst . Der Hund befindet sich zu keiner Zeit in unserer Obhut.